Filme haben ein unbestrittenes didaktisches Potential, die
Frage ist eher, was denn konkret mittels Filmen gelernt werden kann. Die Frage
ist nicht allgemein zu beantworten, weil wichtige Begriffe (besonders
„Lernen“), nur im Rahmen von Theorien definiert werden können. Deshalb will ich
das Thema einschränken und zwar auf ein besonderes Problem, was mit der
Behandlung von Filmen im Unterricht verbunden ist, der Personen im Film. In
manchen Filmen ist es schon schwer sich die Namen aller beteiligten Personen zu
merken, aber eine Behandlung von Filmen in einem kommunikativen Kontext, wie
eben einem Unterricht, bedeutet das Personen wieder erkennbar gemacht werden
müssen. Namen sind dafür ein probates Mittel, bedeuten in mehrsprachigen
Kontexten aber auch Hindernisse. Soziale Rollen (Mutter, Lehrer) sind eine
andere Lösung dafür, die auch gleichzeitig bestimmte Identifikationsmuster
anbietet. Beide Lösungen werden anhand von konkreten Filmen angesprochen. Der
Film „Good bye Lenin“ war sicher auch deshalb erfolgreich, weil die Mutter-Sohn
Beziehung eine Möglichkeit dastellt, die sehr komplizierte Situation zu
verstehen, in der sich Berlin im Jahr 1989/1990 befand. Auch der Vater im „Das
Wunder von Bern“ bietet in diesem Fall ein erhebliches Projektionspotential,
was zur Kommunikation über den Film genutzt werden kann. Wenn dann auch noch
zeitliche Veränderungen anstehen, kann
die Situation schnell unüberschaubar werden und eine produktive Nutzung der
Unüberschaubarkeit bietet der Film „Alemanya“, der bezeichnenderweise in Japan
unter dem Titel おじいちゃんの里帰りlief und wo die handelnden Personen, die Familie
im erweiterten Sinn, auf mehreren Zeitebenen vorgestellt wurden. Ein große Gruppe, wie eine Schulklasse, im
Film "Die Welle" als Projektunterricht („Projektwoche“)
bezeichnet, ist noch unübersichtlicher, gerade, weil auch das Wachsen, der
„Welle“, als großer Gruppe einen entscheidenden Aspekt des Film darstellt. Wie
also umgehen mit dem schwierigen Problem der Personencharakterizierungen in
Filmen? Sicherlich gibt es keine Patentlösung, es hängt immer davon ab, warum
dieser Film überhaupt in einen kommunikativen Fokus gerät.